Fonds Soziokultur vergeben: Flüchtlinge und Aufnahmegesellschaft im Fokus

Auf seiner Vergabesitzung für das erste Halbjahr 2016 hatte das Kuratorium des Fonds Soziokultur erneut die Qual der Wahl. Es galt, aus insgesamt 373 vorliegenden Anträgen, davon rund ein Drittel dem Thema „Flucht und Flüchtlinge“ gewidmet, die besten auszuwählen. Positiv beschieden wurden schließlich 68 Modellvorhaben mit einer Fördersumme von rund 525.000 Euro. Darunter waren wiederum 29 Projekte, also über 40 %, die das Verhältnis von Einheimischen und Geflüchteten mit künstlerischen Mitteln thematisieren.

Auf die Suche nach dem „Geschmack der Heimat“ begibt sich z.B. der Kulturverein Päwesin bei Brandenburg. Eine Volksküche, eine Theaterperformance und ein Chor bringen Einheimische und Flüchtlinge mit ihren jeweils national gefärbten Eigenarten zusammen: beim Kochen, beim Theater spielen und beim Singen. In „Heimaten – eine aktionistische Recherche“ von label m, der Werkstatt für Jugendkultur aus Saarbrücken, drehen Jugendliche mit Migrationshintergrund einen biografisch gefärbten Dokumentarfilm zum aktuellen Fluchtgeschehen und verknüpfen diesen mit der Frage nach den Menschenrechten. Die „Odyssee.16“ der Tuchfabrik Trier versammelt schließlich jungeAsylbewerberInnen im Theater, um gemeinsam mit ortansässigen Handwerkern ihre Fluchtgeschichten in Bühnenbilder umzusetzen und dabei erste Perspektiven einer möglichen Ausbildung aufzuzeigen.

„Das Kuratorium des Fonds Soziokultur konnte erneut ein überzeugendes Förderergebnis präsentieren“, meint resümierend der Geschäftsführer des Fonds, Dr. Norbert Sievers. Für ihn ist es auch kein Zufall, dass dabei Projekte zur Flüchtlingsproblematik einen thematischen Schwerpunkt bilden. „Soziokultur erleichtert das Ankommen in einer fremden Gesellschaft. Indem sie die Lebenswirklichkeit der Menschen in die Kulturarbeit einbezieht, befördert sie Kommunikation, Austausch und sozialen Zusammenhang.“

Soziokultur reagiert indes nicht nur auf gesellschaftliche Problemlagen, sondern ist auch praktizierte Lebenslust, Stachel im Fleisch des Alltags mit seinen Routinen und unhinterfragten Wahrheiten. So gehören zu den geförderten Projekten auch die „Humor-Helden der Heimat“ des Jugend-Kulturzentrums Bollwerk 17 in Moers. Anlässlich des 40-jährigen Jubiläums des Internationalen ComedyArts Festivals wird die stadthistorische Ausstellung im Schloss mit zahlreichen „Fake-Installationen“ angereichert, um so die Moerser Kulturlandschaft auf selbstironische Weise zu spiegeln.

Der Fonds Soziokultur ist ein gemeinnütziger Verein, dem sieben Bundesverbände aus der soziokulturellen Arbeit angehören. Seit 1988 fördert er Projekte, in denen Menschen zur aktiven Teilnahme am kulturellen und gesellschaftlichen Leben ermutigt werden. Die Projekte sollen Modellcharakter haben und für andere soziokulturelle Initiativen und Einrichtungen qualitative Maßstäbe setzen. Die Haushaltsmittel werden von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien bereitgestellt.

Im März dieses Jahres gibt es eine neue Chance für Aktive in der Soziokultur: Dann schreibt der Fonds die Mittel für Projekte aus, die im zweiten Halbjahr 2016 beginnen oder realisiert werden. Stichtag zur Abgabe der Anträge ist der 2. Mai 2016, die Projekte dürfen nicht vor Mitte Juli 2016 beginnen.

Mehr: www.fonds-soziokultur.de

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