Der Salon International e.V. lädt zum dritten Mal ins Jenfeld-Haus ein – nicht zum Erinnern im Stillstand, sondern zur gemeinsamen Auseinandersetzung. Durch Gespräche, Rundgänge und Ausstellungen stehen Wissen, Erfahrung und Streit nebeneinander.

Zwischen Kasernenmauern und Grünflächen liegt ein Ort, an dem sich Geschichte verdichtet: das Gelände der ehemaligen Lettow-Vorbeck-Kaserne in Jenfeld. Die Kaserne wurde 1934 gebaut, die Denkmäler zur Erinnerung an den deutschen Kolonialismus 1938 errichtet. Unter dem Namen „Tansania-Park“ ist das Gelände seit 2003 bekannt und macht sichtbar, wie koloniale und nationalsozialistische Perspektiven miteinander verflochten sind. Während Kolonialismus und NS in der deutschen Öffentlichkeit und Gedenkkultur bislang meist getrennt behandelt werden, zeigen Orte wie der Tansania-Park* – ebenso wie zahlreiche Biografien und erinnerungspolitische Diskurse – wie eng diese beiden historischen Kapitel miteinander verbunden sind.
Orte wie dieser erzählen nicht nur Geschichte – sie zeigen, dass Geschichte nie einfach endet. Dass Linien nicht abreißen, sondern Spuren hinterlassen: in Bildern, in Sprache, in unserem kollektiven Gedächtnis. Wer erinnert? Wem gehört die Deutung? Wie kann eine antikoloniale Erinnerungspraxis aussehen, ohne Gruppen gegeneinander auszuspielen oder Vergleichskonkurrenzen zu schaffen?
Das Symposium „Ein Ort. Wie viele Geschichten?“ zeigt, wie Erinnerungskultur aussehen kann, wenn Machtverhältnisse kritisch benannt werden, Geschichte nicht erneut Gewalt reproduziert – und diejenigen zu Wort kommen, die lange übergangen wurden. Das diesjährige Symposium widmet sich den Verflechtungen von Kolonialismus und Nationalsozialismus und schafft Raum für eine gemeinsame Annäherung an diese komplexen Überschneidungen.
Die Veranstaltung findet am 16. November 2025 von 13 bis 19 Uhr im Jenfeld-Haus statt. Zuvor gibt es um 11 Uhr einen Literaturrundgang im sog. Tansania-Park* in Jenfeld. Der Eintritt ist kostenlos, um Spenden und um Anmeldung wird gebeten.
